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Entscheidungsträger im Delirium?


ph0enix
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Also, ich weiß ja nicht, wie ihr darüber denkt. Aber nachdem ich die Meldung gelesen habe, dass man in NRW für 110.000 PCs auf das neue Microsoft Office 2003 umstellen wird, gabs bei mir einen sekundenlangen Schreckzustand.

 

Selbst wenn man davon ausgeht, dass das Land günstige Konditionen ausgehandelt hat (über die allerdings geschwiegen wird) und pro Paket angenommen 100,- Euro zahlen muss, macht das satte 11.000.000,- Euro.

 

Angesichts der nachwievor existierenden Rezession kann ich den verantwortlichen Entscheidungsträgern nur desaströse Kompetenz in Zusammenhang mit schwerwiegenden zerebralen Dysfunktionen bescheinigen.

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Vor allem die Begründung:

"In Zeiten knapper Kassen können wir durch diese vorausschauende Vertragsgestaltung unseren Standard noch verbessern."

 

Und weil hier das Benzin so teuer ist, kauf' ich mir 'ne Corvette mit 5 Litern Hubraum. Nee, is' klar... :shock:

 

Wie kann man nur auf die Idee kommen, ohne Not und ohne vorherige Evaluierung den kompletten Arbeitsplatzbereich mit einem neuen Office-System auszustatten? In der Industrie wird man für solch einen Husarenstreich gefeuert. In der Politik lässt man sich feiern - gut gemacht, mal wieder eine schöne Summe nicht vorhandenen Geldes ausgegeben. :mad:

 

Wer ist für diesen ****sinn eigentlich verantwortlich? Und wieso gibt es keine Einsicht in die Vertragsmodalitäten? Gibt's da was zu verbergen? :suspect:

 

Damian

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Hallo zusammen,

 

also ich denke, man sollte da "etwas vorsichtiger" sein, bevor man derartig pauschal bewertet.

 

Die Rechnung von phOenix wird doch in dieser Art gar nicht erst aufgemacht ! pro Arbeitsplatz, pro Server ect..... man darf mal getrost davon ausgehen, dass, so man dieses umrechnen möchte, der entsprechende Clientpreis weit, und zwar sehr weit unterhalb von 100€ liegt.

 

In dieser Groessenordnung schliesst man mit MS direkt sog.

Company Enterprise Verträge ab, bei denen Microsoft ziemlich nette Konditionen anbietet. Wir haben letztes Jahr unseren Konzernvertrag selbst erneuert.

 

Da ich dem entsprechenden Gremium beigewohnt habe, weiss ich, das da mächtig was rauszuholen ist. Und wenn wir das schon hinbekommen, dann gehe ich mal schwer davon aus, dass das Land da nochmals mächtig draufgedrückt hat.

 

Gruss

Tribun1971

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Hmmm, wenn dem so ist, stellt sich mir allerdings die Frage, weshalb das Land Bayern

vor ein paar Monaten alles auf LINUX umgestellt hat?

Die Aussage dort war, daß man nicht länger bereit sei, sich der Lizenzpolitik von

Microsoft auszuliefern. Steckt dann dort ggf. ein Microsoft-Gegner und LINUX-Freak

hinter der ganzen Aktion?

Ich betrachte Office 2003, wie auch Windows Server 2003 noch mit Skepsis, allerdings

eher aus dem üblichen Grund ... ich warte immer erst ab, bis die ersten Bugs bereits

von anderen unfreiwilligen Beta-Testern entdeckt wurden und M$ die ersten Servicepacks

ausgeliefert hat.

Oder um es anders zu formulieren ... aus Schaden wird man klug und wartet erst mal ab,

bis die Software aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist.

 

Zwar läuft bei mir inzwischen auch Windows 2003 Server, aber ich habe den bislang

in einer reinen Testumgebung installiert. Nebenbei bemerkt ... ich hätte von M$ solch

ein Glanzstück nicht erwartet .... bis jetzt läuft alles tadellos und das schon seit ein paar

Monaten. :)

 

 

 

Gruß cdis

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Hmmm, wenn dem so ist, stellt sich mir allerdings die Frage, weshalb das Land Bayern

vor ein paar Monaten alles auf LINUX umgestellt hat?

Das war nicht das Land Bayern, sondern die Stadt München. Und die Berechnungen gingen auch dahin, dass sich das Ganze erst in 4-6 Jahren für die Stadt rechnen wird. Wenn die sich mal da nicht verrechnet haben, denn 4-6 Jahre sind in der EDV eine lange Zeit, da kann viel passieren :suspect:

 

grizzly999

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Aaaah., I see ... da hab ich wohl was falsch in Erinnerung gehabt.

Verstanden habe ich den Entschluß allerdings auch nicht so richtig.

Wer plant denn heutzutage in der IT noch mehr als 1 Jahr im voraus?

Das ist ja so, als würde ich heute schon mal eine Probefahrt mit dem

neuen Maserati machen, weil ich damit rechne, in 5 Jahren das

nötige Kleingeld für den Kauf zu haben! *kopfschüttelnd*

 

Gerade in der IT ist doch alles so schnellebig, daß solche Investitionen

reichlich unsinnig sind und wohl überdach werden wollen.

 

 

 

Gruß cdis

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Original geschrieben von tribun1971

... man darf mal getrost davon ausgehen, dass, so man dieses umrechnen möchte, der entsprechende Clientpreis weit, und zwar sehr weit unterhalb von 100€ liegt.

 

Ok, selbst wenn man davon ausgeht, dass das Land ein Microsoft Enterprise Agreement 6.0 hat und sie preislich im D-Level liegen, sind es immer noch Kosten, deren jetzige Notwendigkeit sich mir nicht ganz erschließt.

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Ich möchte hier und jetzt auf keinen Fall eine Diskussion "Microsoft vs. Open Source" lostreten, es geht mir einzig um den Faktor Kosten.

 

Das Bundesministerium des Inneren hat im Juli diesen Jahres einen Migrationsleitfaden herausgegeben. Wer das Dokument noch nicht kennt, hier der Download-Link:

http://www.bmi.bund.de/downloadde/24554/Download_deutsch.pdf

 

In diesem Leitfaden wurde recht deutlich gemacht, dass eine Migration - in diesem Fall auf Open Source-Produkte - gerade bei sehr großen Projekten einen erheblichen Kostenvorteil bringt.

 

Darum schließe ich mich dem Argument von ph0enix an: selbst bei sehr günstigen Konditionen seitens Microsoft laufen bei einer Umstellung dieser Größe enorme Summen auf, deren Notwendigkeit sich einfach nicht erschließen.

Welche Vorteile bringt die Umstellung auf die aktuelle Office-Suite, die diese Summen rechtfertigen? Aufgrund welcher Parameter wurde die Einführung eines brandneuen Produkts in diesem Ausmaß beschlossen? Wurde es ausgiebig getestet? Bietet es Techniken, die für das Tagesgeschäft unabdingbar sind und von keinem anderen Produkt - auch von bereits vorhandenen - so nicht zur Verfügung gestellt werden?

 

Die Kassen von Ländern und Gemeinden sind leer. Überall wird gespart, Leistungen werden zurückgefahren und das nicht vorhandene Geld wird zum Thema praktisch jeder politischen Entscheidung. Trotzdem werden (vorraussichtlich) mehrere Millionen €uro für ein fragwürdiges IT-Projekt ausgegeben. Obendrein kommt das Geld noch nicht einmal der heimischen Wirtschaft zugute, sondern fließt an einen US-amerikanischen Softwarekonzern, der dafür sehr wahrscheinlich nicht einen €-Cent an Steuern in diesem Land läßt.

 

Die Modalitäten der Vereinbarung zwischen Microsoft und der Landesregierung liegen nicht vor. Die Rahmenbedingungen mit allen beteiligten Personen sind ebenfalls nicht bekannt. Weder aus technischer noch aus finanzieller Sicht werden die Vorteile dieser Vereinbarung klar.

 

Mißtrauen ist in diesem Fall wohl mehr als angebracht. :suspect:

 

Damian

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...dem ganzen ist es wohl weniger zuträglich, wenn man sich auf rein populistische Aussagen zurückzieht.

 

@phOenix : Zur Info, es gibt Agreements seitens MS, welche "individuell" ausgehandelt werden ! Somit gerät man auf eine preisliche Ebene, die es sehrwohl ökonomisch ratsam macht, eine bestehende MS-Struktur nicht zu verwerfen.

 

Interessant, dass sich viele "Open-Source'ler" aus reinem Selbstschutz auf eine ewige Kostendiskussion zurückziehen, nur um Ihre Daseinsberechtigung nicht zu verlieren.

 

Nicht dass das falsch verstanden wird, auch bei uns habe ich 'ne Menge Linuxmaschinen laufen, somit bin ich kein "Open-Source"-Hasser, aber jemand der rechnen kann. Eine komplette Migration

auf Linux bis zum Desktop würde mich soviel kosten, dass ich den bestehenden MS-Vertrag locker 10mal verlängern kann.

 

Aber die anfallenden Kosten für die Migration, die anfallenden Kosten für Dienstleistungen, Schulungen der Admins und insbesondere der User sind ja Eurer Meinung nach sicherlich "vernachlässigbar"...... allerdings ist gerade das der dickste Batzen im ganzen Paket ! Jedenfalls bei der Groessenordnung wie der unseren, wo das Land nocheinmal drüberliegt.

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tribun1971, deinem ersten Satz kann ich voll und ganz zustimmen.

 

Wenn es schon darum geht, die Kosten als Hauptargument in den Vordergrund der Diskussion zu stellen:

Der Fall Münschen betrifft "nur" 14.000 Rechner, nicht 110.000 wie für NRW angegeben, also rund 10% davon.

 

Die Kosten allein für die Migration der vielen Fachanwendungen, die im Einsatz sind (vom Gwerbeamt über Satndesamt bis hin zur Müllabfuhr) belaufen sich nach ersten Schätzungen in iner Kurzstudie auf ca. 50 Mio €. Die Migration von Fromularen und Macros noch mal 1,4 Mio€. Für 14.000 Rechner!!

 

Die Zahlen stammen übrigens aus dem aktuellen Heft "Linux intern 3/03".

 

 

grizzly999

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Leute macht nicht den fehler, den viele machen und seht mur die Investitionskosten.

Wir alle kennen die geneuen Gründe für diese Entscheidung nicht. Es ist davon auszugehen das die Damen und Herren sich den einen oder anderen Gedanken dazu gemacht haben. Möglicherweise hat Office 2003 ein Feature das andere nicht bieten und ohne das es nicht geht.

Es bringt nichts etwas zu kaufen, weil es augenscheinlich billiger ist, und es ist dann nicht zu gebrauchen weil wichtige Eigenschaften fehlen.

 

Kommt weg von diesen Diskussionen ob Microsoft oder Linux besser ist (letztendlich läuft es immer darauf hinaus). Beide haben eine Berechtigung auf dem Markt, sonst würde es sie nicht geben. Jedes System hat Vor- und Nachteile (die eigenen Jünger sehen halt leider immer nur die Vorteile).

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Original geschrieben von tribun1971

Interessant, dass sich viele "Open-Source'ler" aus reinem Selbstschutz auf eine ewige Kostendiskussion zurückziehen, nur um Ihre Daseinsberechtigung nicht zu verlieren.

 

:rolleyes:

 

In dieser Diskussion geht es nicht um Open Source vs. Windows. Es ist eine Sache, wenn ein Unternehmen oder Konzern Migrationen duchführt und finanziert. Es ist allerdings eine andere, wenn eine öffentlliche Institution oder Behörde derartige Migrationen plant bzw. durchführt: Die Finanzierung dessen erfolgt aus öffentlichen Geldern.

 

In keinem der beiden Fälle München und NRW gibt es für mich einen nachvollziehbaren Nutzen, bei dem ich sage "ja, das ist zum jetzigen Zeitpunkt dringend notwendig".

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In keinem der beiden Fälle München und NRW gibt es für mich einen nachvollziehbaren Nutzen, bei dem ich sage "ja, das ist zum jetzigen Zeitpunkt dringend notwendig".

Das ist doch genau das, was Doc bereits sagte, wir alle kennen die Gründe weder für den einen Fall, noch für den anderen. Wahrscheinlich kennen wir nicht mal ein Prozent der Gründe. Wir waren nicht bei den Beratungen und Diskussionen dabei, wir waren nicht bei den Angeboten und Angebotsverhandlungen dabei, wir waren nicht bei der Bestandsaufnahme dabei, wir waren nicht......... dabei. Wir wissen nur das, was bisher an die Öffentlichkeit drang. Und das ist zu wenig, um uns ein objektes Bild machen zu können, und damit erst recht zu wenig, um ein Urteil über jemanden, der daran beteiligt ist, fällen zu können.

 

Von daher ist die Diskussion um ganz spezielle Fälle wie diese ein Diskussion um Kaisers Bart, und Ver- und Beurteilungen fehl am Platz.

 

grizzly999

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Vom Prinzip her gebe ich dir Recht, im Detail ist aber dazu zu sagen, die Politiker sind nicht verpflichtet, alle ihre finanziellen Entscheidungen allen Bürgern (in Presseerklärungen o.ä.) haarklein darzulegen. Damit wäre jede Regierung schon bald überlastet bis handlungsunfähig und Diskussionen würden sich um jedes Detail ranken.

Die Demokatie unseres feudalistischen Systems hat aber dennoch dafür gesorgt, dass Finanzen im Sinne aller Bürger und Steuerzahler ordnungsgemäß und unabhängig geprüft und bewertet werden. Dazu gibt es auf Landesebene die Landesrechnungshöfe, der von MRW z.B. hier erreichbar http://www.lrh.nrw.de.

Die LRHs erhalten auch mehr und tieferen Einblick in die Vorgänge, und ich vertraue auch darauf, dass diese Behörden ihre Aufgaben erfüllen.

 

 

grizzly999

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